Internationale Handelsrouten aufgedeckt

Hier werden die meisten Fälschungen produziert

26. Juni 2017, 9:58 Uhr | Elke von Rekowski
Erwischt werden die Drahtzieher nur selten: Das Geschäft mit Produktfälschungen läuft gut.
© nito - Fotolia.com

Hong Kong, die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur sind die zentralen Handelsdrehkreuze für Schmuggler. Von dort aus werden ganze Containerladungen gefälschter Waren in die ganze Welt weiterbefördert, viele davon landen in Deutschland.

Die Mehrzahl der gefälschten Waren wird in China hergestellt. Verschiedene asiatische Volkswirtschaften, wie Indien, Thailand, die Türkei, Malaysia, Pakistan und Vietnam, sind ebenfalls bedeutende Hersteller in zahlreichen Branchen, allerdings spielen sie eine geringere Rolle als China. Die Türkei ist laut Bericht augenscheinlich in einigen Branchen ein großer Hersteller gefälschter Waren. Dazu zählen neben Lederwaren auch Lebensmittel und Kosmetika, die dann in die EU versendet werden. Das zeigt ein aktueller Bericht des Amtes der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) und der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD).

Dem Bericht zufolge sind verschiedene Orte im Nahen Osten, einschließlich der Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabiens und des Jemens, die Haupttransitpunkte für die Versendung gefälschter Waren nach Afrika. Vier Transitpunkte – Albanien, Ägypten, Marokko und die Ukraine – werden genutzt, um gefälschte Waren in die Europäische Union zu verschicken, wohingegen Panama laut Studie als wichtiger Transitpunkt für nachgeahmte Waren auf dem Weg in die Vereinigten Staaten fungiert. Etwa drei Viertel der gefälschten Waren werden auf dem Seeweg transportiert. Zunehmend setzen die Kriminellen jedoch auch Kurierdienste und die reguläre Post als übliche Wege für kleinere nachgeahmter Artikel ein. Im Jahr 2013 entfielen 43 Prozent aller Beförderungen von gefälschten Waren auf Sendungen mit weniger als zehn Artikeln.

»Diese Studie zeigt, in welcher Breite und Tiefe internationale Handelsrouten bei nachgeahmten und unerlaubt hergestellten Waren auf der ganzen Welt ausgebaut sind. Er beleuchtet die Wege, auf denen gefälschte Waren von einer Ecke der Welt zur anderen transportiert werden«, sagt António Campinos, Exekutivdirektor des EUIPO. Rolf Alter, Direktor für öffentliche Verwaltung der OECD, ergänzt: »Bei all den immensen Vorteilen, die die Globalisierung mit sich bringt, bietet sie leider auch Möglichkeiten für kriminelle Netzwerke, von illegalem Handel mit nachgeahmten Waren zu Lasten der Verbraucher, der Unternehmen und des Staates zu profitieren.«

Die zehn im Bericht untersuchten Wirtschaftszweige machen weltweit mehr als die Hälfte des gesamten geschätzten Handels mit gefälschten Waren aus. Allein 2013 betrug das entsprechende Handelsvolumen 208 Milliarden Euro. Zu den gefälschten Waren zählen elektronische und elektrische Geräte sowie optische, fotografische und medizinische Geräte, Spielwaren, Spiele und Sportgeräte. Auch Lebensmittel, pharmazeutische Erzeugnisse, Parfümeriewaren und Kosmetika, Lederwaren und Tasche sowie Bekleidungsstücke und Stoffe, Schuhwaren und Juwelierwaren gehören dazu.


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