Man könnte nach 30 Jahren Aufbauarbeit innehalten. Doch von Verschnaufpausen und dem Channel-Totengräber Amazon halten die Gründer-Vorstände von Herweck wenig.
Die beiden letzten Jahre haben Mitarbeiter, Führungskräfte und nicht zuletzt die zwei Gründer beim saarländischen TK-Distributor Herweck sichtlich gefordert. Allein der Neubau eines Logistik- und Bürokomplexes in St. Ingert-Rohrbach bei Saarbrücken und der Umzug von der alten Firmenzentrale in Kirkel haben zusätzliche Kräfte gekostete. Das Tagesgeschäft musste möglichst reibungslos weiter gehen, die Suche nach qualifizierten neuen Mitarbeitern auch, die Herstellerbetreuung wie gewohnt sichergestellt werden, neue Services und Marketing-Aktionen für die Absatzstimulierung durften nicht abreißen. Schon eine dieser Aufgaben hätte allein für sich gereicht, um kollektive Nervenzusammenbrüche hervorzurufen. Der Klassiker für Business-Depression in der Distribution ist normalerweise eine Softwareumstellung in der Logistik. Doch bei Herweck ist von alledem nichts zu spüren: Die Vorstände Jörg Herweck und Dieter Philippi sowie die meisten Mitarbeiter haben die vielen Aufgaben erstaunlich gut weggesteckt.
Im 30. Jahr der Firmengründung wird in St. Ingbert-Rohrbach immer noch mehr über die Zukunft als über die Vergangenheit geredet. Nicht einmal der Ansatz eines Plans ist den beiden Gründern zu entlocken, was sie denn nach ihrem Distributionsleben vorhaben. »Wir haben weiterhin noch Spaß an der Arbeit«, sagen beide unisono.
Was nach einer Drohung für die Mitbewerber in der mittelständischen TK-Distribution klingt, ist auch eine. Der TK-Markt stagniert laut dem Branchenverband Bitkom seit Jahren, was in Einklang mit den lauter werdenden Klagen des TK-Channels und besonders der Mobilfunk-Händler steht. Spricht man mit den Herweck-Vorständen über Perspektiven und neue Geschäftschancen, könnte man meinen, man rede über einen ganz anderen Markt als den der Telekommunikation. Herweck und Philippi rüsten sich für die Zukunft, obwohl oder gerade weil sie die schlechten Verdienst-Chancen im TK-Channel besten kennen und genau wissen, wen das Elend in dieser Branche am härtesten trifft: Die Unbeweglichen, die wenig initiativen Händler, die dem einstigen Boom nachtrauern, statt sich mit neuen Diensten, Services und Beratungsleistungen dem ohne Frage harten Wettbewerb im gesättigten TK-Markt zu stellen.