Goldgrube Managed-Service-Business

Milliardär dank dem 1&1-Prinzip

16. September 2015, 12:01 Uhr | Martin Fryba
Ralph Dommermuth: Mit Providergeschäft ein Vermögen verdient
© United Internet

Vom freien Mitarbeiter eines lokalen Computerhändlers unter die 40 reichsten Deutschen: Das Provider-Geschäft hat United Internet-Gründer Ralph Dommermuth zum Milliardär gemacht. Eigentlich eine Steilvorlage für Systemhaus-Chefs.

In Deutschland gibt es ja nicht viele Unternehmer, die dank des Internets ein ähnlich nachhaltiges und vor allem profitables Geschäftsmodell aufgezogen haben. Das 1&1-Prinzip gehört bis heute dazu. Im Umfeld professioneller Systemintegrations-Dienste gibt es in Deutschland diesen Vorzeige-Milliardär nicht. Selbst Bechtles Großaktionär, die Familie Schick um Bechtle-Gründer Gerhard Schick, kommt mit einem Aktienpaket von 35 Prozent an Deutschlands größtem Systemhaus auf ein Vermögen von aktuell etwa 600 Millionen Euro – die üppige jährliche Dividende nicht eingerechnet. Es gibt aber zahlreiche Unternehmer aus der IT-Branche, die, obgleich sie es vielleicht nie in die Forbes-Liste der reichsten Menschen schaffen, doch immerhin nach diesem 1&1-Prinzip ihr Unternehmen ausrichten und ein wachsendes Vermögen aufbauen.

Was die Goldgrube eines Provider-Vertrags für den Massenmarkt Internet- und Mobilfunk-Zugang ist, ist für den vorausschauenden Systemhaus-Chef ein Managed-Service-Dienst für eine wachsende Zahl von Unternehmen, die ihre Systeme nicht mehr in Eigenregie betreiben wollen. Regelmäßige, konstante Einnahmen aus IT-Dienstleistungen statt volatile, einmalige Erlöse aus IT-Consulting, Produkt- oder Projektgeschäft, deren Höhe schwankend an der jeweils aktuellen Konjunktur ausfallen kann. Ausschließlich auf ersterem Geschäftsmodell basierend hat das Duo Henning Meyer und Isabelle von Künßberg den Cloud-Distributor Acmeo seit 2009 aufgebaut und in diese Richtung missionieren die beiden, neuerdings unterstützt von Geschäftsleiter Olaf Kaiser, Systemhäuser.

Hersteller, Distributor, Systemhaus und am Ende der Business-Anwender: Der Managed Service-Vertrag, den der Endkunde mit seinem Systemhaus abschließt, sichert jedem der drei Glieder in dieser Vertriebskette dauerhafte Einnahmen. Recurring revenues haben 1&1 und andere Provider groß gemacht. Nicht anders haben beispielsweise Verleger so ihr Geschäft aufgebaut und ihren Aufstieg zu Medienmogulen auf florierendem Verkauf von Abonnements begründet. Für Systemhäuser ist indes der Umstieg auf diese neue Währung noch relativ neu. Cloud Technologie, Virtualisierung, hohe Breitbandverfügbarkeit, vernetzte Sensorik, Software für effizientes Systemmanagement: Alle diese Voraussetzungen sind in den letzten Jahren dafür geschaffen worden. Ohne diese grundlegenden Innovationen könnten sich Systemhäuser nicht zum Managed Service Provider für professionelle IT-Systeme weiterentwickeln.

Spezial-Distributoren wie Acmeo, VADs, aber auch die etablierten Broadliner aus dem traditionellen IT-Handel, die ihr Geschäftsmodell selbst in Richtung eines Provider-Modells umbauen wollen und müssen, sehen ihre Zukunft darin, als »Enabler« dem Fachhandel Wege zum MSP aufzuzeigen. Die Bereitstellung von Plattformen und Cloud-Produkten allein wird dafür sicher nicht reichen.
Allein der harte Wettbewerb in der Cloud-Distribution, zu befürchtender Margenverfall bei zunehmend vergleichbaren Managed Services und auf der anderen Seite ein sehr heterogener, zersplitterter Anbietermarkt mit wenigen großen und vielleicht 10.000 bis 12.000 kleineren und kleinsten Systemhäuser dürfte den Aufstieg eines Dommermuths professioneller IT-Services im Wege stehen. Es wäre aber schon viel gewonnen, wenn Systemhaus-Chefs das 1&1-Prinzip für ihr Unternehmen jetzt umzusetzen beginnen.


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