Interview der Woche: Siemens Enterprise Communications

Siemens Enterprise Communications: »In Deutschland flächendeckend Kurzarbeit«

26. Mai 2009, 20:55 Uhr | Bernd Reder
Rainer-Christian Koppitz, Geschäftsführer Siemens Enterprise Communications: » Kurzarbeit ist besser als Entlassungen.«

Ab August wird es bei Siemens Enterprise Communications in Deutschland flächendeckend Kurzarbeit geben. Trotzdem sieht Rainer Koppitz, Geschäftsführer Deutschland, sein Unternehmen in einer guten Position, um besser als andere durch die laufende Krise zu kommen.

Rund 14.000 Mitarbeiter beschäftigt der Netzwerk- und Unified-Communications-Spezialist Siemens Enterprise Communications weltweit. Auf das Joint Venture von Siemens und dem Investor The Gore Group kommen allerdings harte Zeiten zu. In einem Exklusiv-Interview mit unserem Schwester-Portal Information Week erläutert Rainer-Christian Koppitz, Geschäftsführer und Executive Vice President Service des Unternehmens, mithilfe welcher Maßnahmen das Unternehmen durch die derzeitige Krise lavieren will.

Information Week: Herr Koppitz, Sie haben einen ungünstigen Zeitpunkt für die Neuaufstellung von Siemens Enterprise Communications erwischt: Die Weltwirtschaft steckt in der Krise. Wie wirkt sich das auf Ihr Unternehmen aus? Rainer-Christian Koppitz: Es gibt da nichts zu diskutieren: Die Krise trifft alle, also auch uns. Wir haben 16 bis 17 Prozent weniger Umsatzvolumen als im Vorjahr, wachsen aber gleichzeitig in manchen Segmenten um mehr als 30 Prozent. Damit sind unsere Verluste prozentual etwa so groß wie die von Cisco, aber erheblich kleiner als die von Nortel Netzworks oder Alcatel, die zwischen 30 und 40 Prozent liegen. I-Week: Wie reagieren Sie auf diese Situation? Koppitz: Wir versuchen, unseren Mitarbeiterstamm zu halten. Wir befinden uns gerade in Diskussionen mit den Mitbestimmungsgremien über Kurzarbeit ab August. Dabei wollen wir Arbeitszeitverkürzungen im Rahmen der Kurzarbeit möglichst gleichmäßig über etwa 90 Prozent der 4000 deutschen Mitarbeiter verteilen, die dann einen Tag in der Woche zu Hause bleiben. Das ist uns lieber, als einige Beschäftigte für den größten Teil ihrer Arbeitszeit nach Hause zu schicken. Schließlich geht es um viel Geld, das den Mitarbeitern fehlt. I-Week: Wird nur in Deutschland gespart? Koppitz: Nein, natürlich arbeiten wir auch in anderen Ländern an Lösungen. Aber das Instrument Kurzarbeit steht uns ja nur in Deutschland zur Verfügung. Entlassungen wollen wir möglichst ganz vermeiden. I-Week: Glauben Sie denen, die davon ausgehen, dass die Talsohle bereits durchschritten ist? Koppitz: Nein. Wir haben weltweit derzeit nur einen Ländermarkt, in dem sich das Geschäft positiv entwickelt, der Rest schrumpft weiterhin. Viele Großkunden verschieben Aufträge und haben Investitionsstopps, das gilt flächendeckend für USA und ganz Europa.
  1. Siemens Enterprise Communications: »In Deutschland flächendeckend Kurzarbeit«
  2. Siemens Enterprise Communications ist ein Joint Venture, an dem Siemens 49 Prozent und The Gores Group 51 Prozent der Anteile hält. Die ehemalige Siemens-Sparte wird derzeit mit Enterasys, einem Anbieter von Netzwerk-Infrastruktur-und Security-Systemen, sowie der auf Call-Center-Lösungen fokussierten Firma SER zu einem neuen Konzern zusammengeführt.

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