Telekommunikationsmarkt Europa

Studie: Europäische Telekommunikationsfirmen werden die Krise aussitzen

30. März 2009, 15:22 Uhr | Bernd Reder

Die gegenwärtige Finanzkrise ist für Betreiber von Telekommunikationsnetzen eine überschaubare Bedrohung. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas. Dagegen müssen sich Internet-Service-Provider und Netzausrüster auf harte Zeiten einstellen.

Ein überraschend positives Bild zeichnen die Marktforscher von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas vom Telekommunikationsmarkt in Europa. Demnach haben die traditionellen Service-Anbieter wie die Deutsche Telekom, France Télécom, BT oder Telefonica beste Chancen, die derzeitige Wirtschaftskrise ohne größeren Schaden zu überstehen.


Traditionelle Telekommunikationsfirmen wie die Deutsche Telekom setzen auf "Triple Play", also das Bereitstellen von Breitbanddiensten, Telefonie und TV über dieselbe Infrastruktur.

So wird sich Markt für Festnetzangebote aufgrund der wachsenden Popularität von Triple-Play-Services, also kombinierten Telefonie-, Breitband- und Internet-TV-Angeboten, wieder fangen. Die Studie kommt ferner zu dem Ergebnis, dass sich Triple-Play-Anbietern die Chance bietet, den Wettbewerb mit Pay-TV-Firmen (Kabel und Satellit) für sich zu entscheiden.

Das wiederum hilft den Netzbetreiber dabei, die sinkenden Gesprächseinnahmen im Festnetz auszugleichen, für die der Umstieg vieler Nutzer auf das Mobiltelefon verantwortlich ist.

Zu den neuen Geschäftsfeldern zählen nach Ansicht der Marktforscher personalisierte Videoaufzeichnungen, ergänzende interaktive Services und elektronische Programmführer. Darüber hinaus wird die derzeitige Marktkonsolidierung im Triple-Play-Segment die Profitabilität der Festnetzgesellschaften erhöhen.

»Den Telekomfirmen«, so Klaus von den Hoff, Global Head Telecoms & Media Practice bei Arthur D. Little und einer der Autoren der Studie, »bietet sich jetzt die Chance, die Entwicklung des Fernsehens der Zukunft aktiv mitzugestalten.« Allerdings müssten die Firmen innovative und zielgruppenspezifische Inhalte und Services anbieten. Das wiederum klappt nur dann, wenn die Service-Provider Partnerschaften mit Fernsehen, Film und Anbietern von Online-Content eingehen.

Erfolgsstory Triple-Play-Services

Trotz des starken Wachstums des europäischen Marktes für Breitbandzugänge über Festnetz gehen die Umsätze der Betreiber seit einiger Zeit pro Jahr um 2 bis 3 Prozent zurück, weil die Zahl der Festnetzkunden permanent sinkt, seit 2005 im Schnitt um 5,7 Prozent.

Zwei Faktoren stehen hinter dieser Entwicklung:

• Die Substitution von Festnetztelefonie durch Mobilfunk in circa 20 Prozent der europäischen Haushalte und

• der Verlust von Marktanteilen an Kabelnetzbetreiber und Unbundling-Anbieter.

Allerdings zeigt die Studie auch, dass Triple Play diese Entwicklungen verändert hat. So wächst seit einiger Zeit bei den Nutzern die Bereitschaft, den Festnetzanschluss beizubehalten, weil sie Breitbanddienste und IPTV nutzen wollen. Festnetzbetreiber in Ländern wie Portugal, Schweden und Österreich können so ihre Verluste im Festnetzbereich verringern.

Zudem hat Triple-Play in manchen Bereichen zu einer Konsolidierung des Marktes geführt: In Frankreich hat Neuf Telecom (jetzt SFR) Cegetel, AOL und Club Internet gekauft, Tele2 hat SFR übernommen und Iliad Alice. In Deutschland hat Vodafone Arcor integriert. Im Ergebnis haben sich der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU) erholt, die Marktanteile der Betreiber sich stabilisiert und die Profitabilität verbessert.

Antoine Pradayrol, Financial Analyst und Leiter des Telekom-Teams bei Exane BNP Paribas: »Die Verluste der Festnetzsparten sollten sich in den nächsten Jahren reduzieren, was zu einem insgesamt positiveren Ausblick für die Gesamtbranche führen wird. So kann ein Betreiber, der die Zahl der Verluste an Festnetzanschlüssen halbiert, seinen Unternehmenswert um 27 Prozent steigern.«


  1. Studie: Europäische Telekommunikationsfirmen werden die Krise aussitzen
  2. Starke regionale Unterschiede

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