Unsichere Elektronik im Online-Handel

Über 21 Millionen Geräte ausgesiebt

19. Januar 2021, 14:08 Uhr | Martin Fryba
Funkstörung, kein CE-Zeichen oder fehlende Bedienungsanleitung: Vor allem den Online-Kauf vieler Babyphones aus Drittstaaten stoppte die Bundesnetzagentur 2020
© AdobeStock/Julia Albul

Sie verursachen Funkstörungen, verstoßen gegen EU-Normen oder Auflagen. Noch nie hat die Bundesnetzagentur so viele Elektronikprodukte aus dem Verkehr gezogen wie im Corona-Jahr 2020.

Im Corona-Jahr 2020 boomte der Online-Handel. Noch nie bestellten Verbraucher in den EU-Staaten so viel Ware direkt in Drittstaaten. Der Zoll und die Bundesnetzagentur schauen hier besonders streng drauf und das wohl zu recht. Im Fokus steht vor allem Elektronik, die nicht EU-Normen entspricht. Mehr als 21 Millionen Geräte aus über 2.100 Online-Angeboten hat die Behörde nach Testkäufen und Prüfung gesperrt. Im Vorjahr waren es 1.027 Angebote für 3,5 Millionen Produkte.


»Über das Internet gelangen weiterhin großen Mengen unsicherer Produkte auf den deutschen Markt«,  sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Neben formalen Mängeln, wie einer fehlenden deutschen Bedienungsanleitung oder einer unzureichenden Kennzeichnung, wurden auch Produkte festgestellt, die Funkstörungen oder  elektromagnetische Unverträglichkeiten verursachen. Sie dürfen in der Europäischen Union nicht vertrieben werden.


Betroffen waren über sieben Millionen Babyüberwachungsgeräte, denen keine deutsche Bedienungsanleitung beilag und die Kennzeichnungsmängel aufwiesen. Auch mehr als eine Million Funkfernbedienungen waren wegen falscher Frequenznutzung aufgefallen.


Durch anonyme Testkäufe verschaffte sich die Bundesnetzagentur einen Überblick über die Konformität von im Internet angebotenen Produkten. Ein Indiz für Verstöße gegen EU-Normen ist ein sehr niedriger Preis. Die Bundesnetzagentur kauft dann solche Geräte anonym und untersucht sie.


Marktüberwachung im deutschen Einzelhandel
Die Marktüberwachung im Einzelhandel dagegen sei durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie nur bedingt möglich gewesen. Dennoch beanstandete die Behörde rund 3.100  Produkte. Insgesamt sprach man hier 31 Vertriebsverbote aus und erließ 782 »Festsetzungsschreiben« für nicht EU-konforme Produkte. Es waren rund 510.000 Geräte betroffen.


Zusammenarbeit mit dem Zoll
Der Zoll habe laut Bundesnetzagentur 2020 rund 8.800 verdächtige Warensendungen an die Behörde gemeldet. Auch dieser Wert lag pandemiebedingt unter dem des Vorjahres. In mehr als 95 Prozent der Fälle sei keine Freigabe der Produkte für den deutschen Markt erfolgt. Insgesamt wurden hier 200.000 Produkte aus dem Verkehr gezogen.

 

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